Pfotenpflege und -schutz bei Hunden

Autorin Dr. Heike Pankatz
Hunde laufen auf ihren vier Pfoten über Stock und Stein und tragen dabei in aller Regel keine Schuhe. Oft rennt der Vierbeiner bei den täglichen Spaziergängen sogar ein Vielfaches der eigentlichen Strecke, wenn er schnüffelnd im Zick-Zack umherläuft, seinem Menschen immer wieder den Ball apportiert oder mit anderen Hunden herumtoben darf. Um so wichtiger ist es, diese Hundepfoten gut zu pflegen und sie vor ungesunden Einflüssen zu schützen. Worauf Sie bei der Pfotenpflege achten sollten, erklären wir in diesem Ratgeber.

Inhaltsverzeichnis
Aufbau und Funktion der Hundepfote
Während wir Menschen uns im Laufe unserer Evolution bereits vor vielen Millionen Jahren zweibeinig fortbewegten, gehören Hunde wie die meisten anderen Säugetiere zu den Vierbeinern. Anatomisch gesehen entsprechen die Vorderbeine des Hundes den menschlichen Armen und die Hinterbeine unseren Beinen, was sich im Aufbau der Knochen und Gelenke widerspiegelt. Allerdings hat sich dieser Bau des Skeletts aufgrund der veränderten Nutzung der Gliedmaßen im Vergleich stark verändert - wir Menschen benutzen unsere Hände als wichtige feinmotorische Greifwerkzeuge, beim Hund dienen die Vorder- und Hinterpfoten hauptsächlich der Fortbewegung.
Hunde sind Zehengänger, das heißt, sie berühren den Boden beim Laufen nur mit den Zehen und nicht, wie der Mensch, mit der gesamten Fußsohlenfläche. Diese anatomische Stellung führt dazu, dass die jeweils fünfte Zehe, also vergleichbar mit dem menschlichen Daumen bzw. dem dicken Zeh, beim Hund keine Bodenhaftung hat und aufgrund dessen zurückgebildet wurde. So findet sich seitlich an den Vorderpfoten die sogenannte Daumenkralle, die zwar noch eine knöcherne Verbindung zum Handwurzelgelenk aufweist, beim Laufen aber meist keine Funktion mehr hat. An den Hinterpfoten fehlt bei den meisten Hunderassen eine fünfte Zehe oder ist nur noch rudimentär als sogenannte Wolfskralle ausgebildet, die meist keine knöcherne Verbindung zur Fußwurzel aufweist und daher verletzungsanfällig ist.
Für die große Beweglichkeit der Hundepfoten sorgen viele kleine Knochen und Gelenke, die über Sehnen und Muskeln miteinander verbunden sind. Da das Körpergewicht des Hundes zu etwa 60% auf den Vorderbeinen lastet, sind die vorderen Pfoten in der Regel etwas größer und kräftiger als die Hinterpfoten ausgebildet.

An der Pfotenunterseite finden sich die Pfotenballen, die mit ihrem dicken Unterhautgewebe, eingelagertem Fett und der rauen verhornten Oberfläche wie Stoßdämpfer funktionieren. Pro Zehe gibt es einen Zehenballen, also fünf an jeder Vorder- und vier an jeder Hinterpfote.
In der Pfotenmitte findet sich vorn wie hinten der dicke Sohlenballen, der über spezielle Schweißdrüsen auch eine individuelle Duftnote des Hundes produziert. Hunde können anders als Menschen nicht am ganzen Körper schwitzen, sondern regulieren ihre Körpertemperatur hauptsächlich über die Zunge (durch Hecheln) und über die Sohlenballen. Auch helfen feine Nerven in diesem dicken Ballen dem Hund, die Temperatur und Beschaffenheit des Untergrundes zu ertasten.
An den Vorderpfoten sorgt zusätzlich der höher gelegene Handwurzelballen dafür, dass der Vierbeiner auch im sehr schnellen Lauf ausreichend Bodenhaftung behält und seine Richtung sicher halten kann.
Bei jungen Hunden oder Tieren, die bislang hauptsächlich auf eher weichem Untergrund gelaufen sind oder generell wenig Bewegung auf natürlichem Terrain hatten, muss sich die Hornhaut an den Pfotenballen erst langsam entwickeln. Die Länge der Spaziergänge und das Wandern im Gelände muss also vorsichtig angepasst und langsam gesteigert werden.
Zwischen den Zehen und Ballen der Hundepfoten wachsen Haare. Diese dienen vor allem dazu, die empfindlichen Bereiche vor hartem Untergrund und dem Eindringen kleiner Steine oder anderer Fremdkörper zu schützen. Normalerweise wetzt sich dieses Fell durch das tägliche Laufen von alleine ab, es kann aber vor allem bei Hunderassen mit sehr dichtem, langem Haarkleid auch zu Problemen führen.
Die Hundekrallen entsprechen den menschlichen Fingernägeln und wachsen wie diese lebenslang. Während bei vielen Hunden durch die tägliche Bewegung auf unterschiedlichen Untergründen die Krallen ausreichend kurz gehalten werden, kann es bei anderen Vierbeinern nötig werden, diese regelmäßig zu schneiden, um eine Fehlbelastung beim Laufen zu vermeiden. Da innerhalb der Kralle Blutgefäße und Nerven verlaufen, muss beim Krallenschneiden vorsichtig vorgegangen werden, um den Hund nicht zu verletzen. Ist die Krallenfärbung hell, lassen sich die Blutgefäße oft erkennen, bei schwarzen Krallen ist das allerdings nicht der Fall. Je länger die Hundekrallen wachsen, desto weiter reichen auch die Gefäße und Nerven hinein, daher sollte lieber häufiger und in kleinen Schritten gekürzt werden.
Typische Probleme an den Hundepfoten
Da die Pfoten unserer Vierbeiner täglich enorm belastet werden, sind gute Pflege und regelmäßige Kontrolle der Hundefüße wichtig, um Probleme möglichst frühzeitig zu erkennen. Vor allem, wenn der Hund sich häufig an den Pfoten leckt, plötzlich lahmt oder nicht mehr gerne spazieren gehen will, sollte genau nach der Ursache geforscht werden. Zu den häufigsten Pfotenproblemen bei Hunden zählen:
- Eingetretene Fremdkörper (z.B. Steine, Dornen, Scherben, Getreidegrannen, Splitter)
- Verletzungen (z.B. Schnittwunden, abgebrochene oder ausgerissene Kralle, Abschürfungen)
- Wundgelaufene Ballen (vor allem nach langem Laufen auf hartem oder ungewohntem Untergrund)
- Insektenstiche (z.B. Biene, Wespe, Hummel)
- Rissige, trockene Ballen (sehr trockene Hornhaut kann reißen und führt zu Entzündungen)
- Verbrennungen (vor allem im Hochsommer durch Laufen auf heißem Asphalt)
- Reizungen durch Chemikalien (z.B. Streusalz im Winter)
- Entzündungen an den Haarwurzeln (eitrige Furunkel an der Zwischenzehenhaut)
- Gelenkprobleme (Arthritis oder Arthrose in den Zehen- oder Fußwurzelgelenken)
- Zu lange Krallen (unzureichender Abrieb führt zu überlangen Krallen mit möglichen Fehlstellungen der Pfoten, schlimmstenfalls wachsen sie ins Fleisch ein)
- Verfilzte Haare zwischen den Zehen (Druckschmerz an den Pfoten, Rutschgefahr auf glattem Untergrund)
- Eingerissene oder eingewachsene Wolfskralle
Darüber hinaus können auch verschiedene Parasiten wie Herbstgrasmilben, Demodex-Milben, Flöhe und Zecken oder sogar Pilzinfektionen zu starkem Juckreiz an den Hundepfoten führen. Dauerndes Lecken und Knabbern an den juckenden Pfoten verursacht schließlich Hautverletzungen und Entzündungen und verstärken die Problematik noch.
Auch unter Allergien oder Unverträglichkeitsreaktionen (z.B. auf Futter, Chemikalien, Flohspeichel etc.) leiden immer mehr Vierbeiner. Dabei ist der Juckreiz allerdings meist nicht auf die Pfoten begrenzt, sondern tritt auch an anderen Körperstellen auf und führt zu Irritationen, Rötungen und entzündlichen Veränderungen, die wiederum schmerzen und jucken. Nicht zuletzt sind auch psychische Faktoren wie großer Stress, Angst, dauernde Schmerzen oder Langeweile nicht selten ein Auslöser für Verhaltensstörungen wie das dauernde Lecken und Nagen an den Pfoten.
Pfotenpflege im Alltag
Wer als verantwortungsvoller Hundehalter auf die Gesundheit seines Lieblings achtet, sollte unbedingt auch die regelmäßige Pfötchenpflege beim Hund einplanen, denn schnell entwickelt sich aus einem kleinen und zunächst unbemerkten Problem eine handfeste gesundheitliche Einschränkung, die tierärztlicher Behandlung bedarf. Am besten gehört die Gewöhnung an die tägliche Pfötchen-Kontrolle von klein auf zum Training des Vierbeiners, dann ist das bald ein selbstverständliches Ritual und wird ohne Widerstand geduldet.
So sieht eine umfassende Pfotenpflege beim Hund aus:
- Sichtkontrolle der Pfoten nach jedem Spaziergang oder dem Hundesport
- Reinigung bei starker Verschmutzung (Waschen mit warmem Wasser, Abtrocknen mit sauberem Handtuch)
- Mögliche Fremdkörper entfernen, kleine Verletzungen behandeln (unter Verwendung von speziellen Wundcremes wie Zinksalbe)
- Krallenlänge kontrollieren (die Krallen sollten im Stand nicht oder gerade eben den Boden berühren; hört man es klackern, wenn der Hund über harten Boden läuft, sind die Krallen zu lang und müssen mit einer speziellen Krallenschere oder einem Kneifer geschnitten werden)
- Verfilztes oder zu langes Fell aus den Zwischenzehenbereichen vorsichtig mit einer speziellen Fellpflegeschere oder einem Felltrimmer herausschneiden (kann sonst zum Ausrutschen auf glattem Boden führen)
- Trockene Ballenhaut bei Bedarf eincremen mit Pfotenpflegecreme oder -balsam
Spezielle Pfotenpflege im Sommer
Hochsommerliche Temperaturen belasten nicht nur den Kreislauf von Hund und Mensch - vor allem Untergründe wie Asphalt oder Sand heizen sich unter direkter Sonneneinstrahlung teilweise extrem auf. Dadurch kann es an den Ballen der ungeschützten Hundepfoten zu Reizungen oder gar Verbrennungen kommen.
Der beste Schutz gegen solche Hitzeschäden ist es, die täglichen Spaziergänge auf die frühen Morgen- und späteren Abendstunden zu verlegen und möglichst Wege auszuwählen, wo der Hund auf Gras oder anderem natürlichen Untergrund laufen kann. Ist das nicht möglich, etwa im Stadtbereich, sollten die Hundepfoten unmittelbar vor dem Laufen mit speziellen Pflegemitteln wie Pfotencreme, Pfotenbalsam oder Pfotenspray geschützt werden. Für sehr empfindliche Vierbeiner empfiehlt sich die Verwendung spezieller Pfotenschuhe - daran sollte der Hund aber langsam gewöhnt werden.

Spezielle Pfotenpflege im Winter
Auch in der kalten Jahreszeit bedarf es besonderer Umsicht beim Pfotenschutz, denn auch extreme Kälte kann der empfindlichen Pfotenhaut schaden. Hinzu kommt die häufige Anwendung von chemischen Auftaumitteln auf Gehwegen und Straßen, die starke Reizungen an den Hundefüßen verursachen und ein entspanntes Laufen unmöglich machen. Die ohnehin im Winter oft trockene, rissige Haut an den Pfotenballen sollte daher vor dem Spaziergang gut mit speziellen Pflegemitteln wie Creme, Balsam oder Spray behandelt oder durch Pfotenschuhe geschützt werden.
Vor allem bei Hunden mit langem, dichten Haar bilden sich beim Laufen im Schnee unter den Pfoten und rund um die Beine schnell zahlreiche Klumpen, die in kürzester Zeit zu harten „Schneebällen“ werden und zu erheblichem Druckschmerz führen. Daher ist es im Winter besonders wichtig, das dichte Fell zwischen den Zehen und Ballen und eventuell auch an den Unterschenkeln regelmäßig mit einer speziellen Schere oder einem Pfotentrimmer zu kürzen. Nach entsprechender Gewöhnung können auch hier Hundeschuhe gute Dienste leisten.

Pflegeprodukte für die Hundepfoten
Seine vier Pfoten tragen den Vierbeiner im wahrsten Wortsinne durch sein langes Hundeleben und sind dabei unzähligen Beanspruchungen ausgesetzt. Daher verdienen sie mindestens die gute Pflege, die wir Menschen unseren (meist viel besser geschützten) Händen und Füßen angedeihen lassen. Allerdings ist es keine gute Idee, die eigene Hand- oder Fußcreme auch beim Hund anzuwenden, denn viele Duft- und Inhaltsstoffe sind für die sensible Hundenase nicht geeignet oder lösen sogar allergische Reaktionen aus.
Im Fachhandel oder auch in gut ausgestatteten Tierarztpraxen gibt es eine große Auswahl an Produkten für die tiergerechte Pfotenpflege:
- Pfotencremes oder Pfotenbalsam zum Einreiben, Massieren oder Auftragen enthalten Pflegestoffe wie Pflanzenöle (z.B. Oliven-, Mandel-, Kokosnuss-Öl), Fette (z.B. Sheabutter, Melkfett, Bienenwachs, Vaseline), Vitamine (v.a. hautwirksame wie Vit. E, A, B oder K)
- Pfotenspray zum Aufsprühen enthält ebenfalls pflegende Inhaltsstoffe wie Aloe Vera, Panthenol oder pflanzliche Öle und produziert eine schützende Schickt über der Ballenhaut, die das Eindringen von Fremdkörpern und Risse verhindern kann.
- Wundsalben mit Zink und weiteren hautberuhigenden Inhaltsstoffen können bei kleineren Verletzungen, Rissen oder wundgelaufenen Ballen die Heilung unterstützen.
- Krallenscheren oder Krallenzangen gibt es in verschiedenen Größen und teilweise sogar mit eingebauter Beleuchtung für das sichere Kürzen der Hundekrallen.
- Krallenschleifer (manuell oder elektrisch) helfen, scharfe Kanten nach dem Schneiden zu entfernen.
- Fellpflegescheren mit abgerundeten Ecken oder elektrische Felltrimmer können auch die Haare zwischen den Zehen und Ballen sicher kürzen.
- Hundeschuhe, -stiefel oder -socken git es in vielen unterschiedlichen Größen, die meist mit Klettverschlüssen rutschsicher am Hundebein befestigt werden können.
Wann sollte der Hund zum Tierarzt?
Zeigt der Hund Anzeichen für ein Problem an den Pfoten, etwa plötzliche Lahmheit, Schmerzäußerungen, häufiges Lecken an einer oder allen Pfoten oder Bewegungsunlust, sollten zunächst alle vier Hundefüße eingehend betrachtet werden. Bei sehr empfindlichen Vierbeinern empfiehlt es sich, dazu vorher einen Maulkorb anzulegen, denn schmerzhafte Berührungen können zu heftigen Abwehrreaktionen führen.
Erste-Hilfe-Maßnahmen:
- Fremdkörper wenn möglich vorsichtig entfernen, sonst mit Watte abpolstern und locker mit Mullbinde fixieren, zum Tierarzt bringen.
- Bei blutenden Verletzungen: Pfotenverband anlegen (Vorsicht - der Verband darf nicht zu stramm gewickelt werden, um die Durchblutung der Pfote nicht zu behindern!), zum Tierarzt bringen.
- Verbrennungen, Insektenstiche, Rötungen mit einer Kältekompresse oder in Wasser kühlen, sicherheitshalber zum Tierarzt.
- Reizende Chemikalien (z.B. Streusalz) mit viel klarem Wasser abspülen, danach Pfote mit Pflegecreme oder Balsam behandeln.
Auch wenn kleinere Verletzungen oder Irritationen an den Hundepfoten oft von alleine wieder heilen, sollte der Hund im Zweifelsfalle oder bei länger anhaltenden Problemen immer in der Tierarztpraxis vorgestellt werden. Das gilt insbesondere beim Vorliegen von
- Tiefen Rissen in der Ballenhaut
- Anhaltender Lahmheit
- Rötungen oder Schwellungen (auch nach Insektenstichen, da die Gefahr einer allergischen Reaktion besteht)
- Blutenden Wunden (z.B. Schnittverletzungen)
- Akuten Verbrennungen
- Verletzten, blutenden Krallen
- Akuten Traumata (Unfall, Biss, Sprungverletzung)
Zahlreiche Ursachen können, wenn sie nicht oder falsch behandelt werden, zu einer chronischen Pododermatitis beim Hund führen. Eine solche entzündliche Hauterkrankung kann eine oder mehrere Pfoten betreffen und führt zu erheblichen Einschränkungen durch Juckreiz und ständige Schmerzen für den Hund. In der Folge können sekundäre Infektionen durch Bakterien die Erkrankung verschlimmern, und aufgrund der Schmerzen kommt es zu Fehlbelastungen der Ballen und Gelenke mit Fehlstellungen der Gliedmaßen, die schlimmstenfalls Arthrosen verursachen und nicht mehr reversibel sind.
Fazit
Die Pfotenpflege ist ein ganz wichtiger Faktor für die Gesundheit unserer Vierbeiner, sind doch die Hundefüße täglich erheblichen Belastungen ausgesetzt. Die regelmäßige Kontrolle und gezielte Pflegemaßnahmen schützen vor Verletzungen, helfen chronische Krankheiten zu vermeiden und erhalten die Lebensqualität Ihres Hundes bis ins hohe Alter.