Herzinfarkt vermeiden: Warum du deinen Lipoprotein(a)-Wert kennen solltest!
Erfahre was du selbst tun kannst um dein Risiko für Herzinfarkte deutlich zu senken.
In diesem Ratgeber lernst Du:
- Was das Lipoprotein(a) ist
- warum du deinen Lp(a)-Wert kennen solltest, wenn du einen Herzinfarkt vermeiden möchtest
- Was du tun kannst um dein Risiko für Herzinfarkte und Co. dramatisch zu senken
- Was das Thema unseres nächsten kostenfreien Herz-Coaching-LIVE ist.
Wenn ich dich frage, ob du die Werte kennst, die entscheidend sind, um das Risiko für einen Herzinfarkt zu senken, denkst du vermutlich zuerst an Cholesterin oder Blutdruck. Doch die meisten Menschen vergessen einen der bedeutendsten Risikofaktoren: das Lipoprotein(a), auch kurz Lp(a) genannt. Dieser spezielle Blutfettwert wird oft übersehen, obwohl er eine erhebliche Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen kann. In diesem Newsletter erfährst du, warum es so wichtig ist, den Lp(a)-Wert zu kennen, wie du ihn messen lassen kannst und was du tun kannst, um dein Risiko zu senken.
Bei vielen meiner Patient*innen mit einer frühzeitigen oder besonders aggressiv fortschreitenden Arteriosklerose, die auf den ersten Blick keine hervorstechenden Risikofaktoren aufweisen, findet sich ein erhöhtes Lipoprotein(a) als der entscheidende Risikofaktor.
Was genau ist nun dieses Lipoprotein(a)?
Und jetzt kommt das Problem:
Aufgrund seiner Ähnlichkeit zu Plasminogen kann das Apolipoprotein (a) an dessen Rezeptoren binden, diese blockieren und damit die Blutgerinnsel-auflösende Wirkung aufheben.
Unterm Strich bereitet uns das Lipoprotein(a) damit also gleich 2-fach Probleme:
Über die Apo(a)-Komponente fördert es zusätzlich zur arteriosklerosefördernden Wirkung von LDL-Cholesterin auch die Bildung von Blutgerinnseln und damit Komplikationen wie Herzinfarkt.
Ungefähr 20 % der Menschen haben erhöhte Lipoprotein(a)-Werte – ein „Überbleibsel“ aus der menschlichen Evolutionsgeschichte. Vermutlich bot das Lipoprotein(a) in früheren Zeiten einen Überlebensvorteil: Seine Fähigkeit, die Blutgerinnung zu fördern, half unseren Vorfahren, bei der ersten Fleischwunde, etwa durch den Überraschungsangriff eines Säbelzahntiger, nicht sofort zu verbluten.
Was unseren Vorfahren einst als Schutzmechanismus bei Verletzungen diente, indem es das schnelle Verbluten verhinderte, kann uns heute zum Verhängnis werden. In unserer modernen Welt, in der Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall immer häufiger auftreten, ist eine überaktivierte Blutgerinnung leider ein Nachteil für uns.
Warum erzähle ich Dir das alles?
Die Zeiten wandeln sich derzeit rasant. Lange Zeit haben auch wir Ärzte dem Lipoprotein(a) wenig Beachtung geschenkt, vor allem, weil es kaum Ansatzpunkte zur Kontrolle gab. Weder Ernährung noch körperliche Aktivität beeinflussen den Lp(a)-Spiegel nennenswert, und es gab bisher keine Möglichkeit, diesen Risikofaktor gezielt, etwa durch einen spezifischen Wirkstoff, zu senken.
Das ändert sich jedoch gerade!
RNA-basierte Behandlungsverfahren sind gerade dabei, die Medizin in vielen Bereichen zu revolutionieren. Es sind nämlich hochwirksame Medikamente zur gezielten Reduktion von Lipoprotein(a) in Entwicklung, sog. Antisense-Oligonukleotide, die quasi nach dem Schlüssel-Schloss Prinzip an die Boten-RNA (mRNA) des Apolipoprotein(a) binden, so dass das Apolipoprotein(a) gar nicht erst gebildet werden kann.
In bereits fortgeschrittenen Studien konnte eine einmal wöchentliche Injektion den Lp(a)-Spiegel im Mittel um 80% senken! Wenn alles gut geht, werden wir diese Wirkstoffe in wenigen Jahren zur Verfügung haben und damit Menschen mit erhöhten Lp(a)-Werten erstmals wirklich direkt helfen können!
Also, hier nun meine Take-Home Message für dich: Wenn noch nicht geschehen, dann lasse jetzt deinen Lp(a)-Spiegel bestimmen. Eine einmalige Bestimmung im Leben ist ausreichend, da sich der Wert durch Lebensstil-Faktoren kaum beeinflussen lässt. Sind deine Werte erhöht, bespreche das weitere Vorgehen mit deinem Arzt bzw. in einer Fettstoffwechselambulanz und ganz wichtig: Lasse dann auch alle deine Verwandten testen!
Was kannst du jetzt machen, wenn dein Lp(a)-Spiegel erhöht ist?
Verfalle nicht in Panik – auch mit erhöhten Lp(a)-Werten kannst du dein Risiko für Herzinfarkte und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich verringern. Hier findest du 4 wesentliche Schritte, die du unbedingt beachten solltest, um dein Gesamtrisiko nachhaltig zu senken.
1. Körperliche Bewegung
Los geht es mit dem absoluten GameChanger #1: Körperliche Aktivität! Eine beeindruckende und motivierende Studie hat gezeigt, dass allein durch regelmäßige, tägliche Bewegung – und dabei ist keine Rede von Leistungssport – das Risiko, in den vier Jahren nach einem Herzinfarkt zu versterben oder schwerwiegende Komplikationen zu erleiden, um die Hälfte gesenkt werden kann. Das schafft so schnell kein Medikament.
Achte also darauf, deinen Körper täglich in Bewegung zu bringen, und versuche sowohl Ausdauertraining als auch Kraftübungen in deinen Wochenplan einzubauen.
Oft höre ich das Argument, dass einfach keine Zeit für Bewegung bleibt. Doch auch wenn wir täglich 10 Stunden im Büro verbringen, weil das Projekt sich nicht von allein organisiert, lässt sich Bewegung in den Alltag integrieren. Du musst nicht ins Fitnessstudio rennen – mach dein Büro zu einem aktiven Arbeitsplatz. Nutze jede Gelegenheit zur Bewegung: Nimm die Treppe statt des Aufzugs, verwende ein kabelloses Headset und steh auf, wenn du telefonierst, halte Meetings im Gehen ab, oder nutze das inzwischen beliebte Büro-Fahrrad, um während der Arbeit in die Pedale zu treten. Verzichte bewusst auf Rolltreppen, Fahrstühle und andere „moderne“ Bequemlichkeiten – so bringst du Bewegung in deinen Tag, ohne zusätzlichen Zeitaufwand.
2. Unsere Ernährung
Zweitens, du ahnst es schon: Unsere Ernährung! Und die ist, glaube mir das bitte, viel einfacher und unkomplizierter als du denkst. Sie muss ganz einfach nur “artgerecht” sein. Sprich versuche, echte, unverarbeitete Lebensmittel zu essen, die du bestenfalls auch selbst zubereitet hast. Das macht nicht nur Spaß und entspannt, sondern du weißt dann auch was drin ist.
Eine der größten Gesundheitsgefahren heutzutage sind nämlich ultra verarbeitete Lebensmittel, die mit ihrer utopischen Konzentration an Zucker, Fett und Salz unseren gesamten Stoffwechsel und sämtliche Regelkreise überfordern. Denn bei diesen sogenannten ultraverarbeiteten Lebensmitteln handelt es sich um von “Forschungsköchen” der Lebensmittelindustrie designte “Kunstprodukte”, die deutlich mehr Zucker, Fett und Salz enthalten, als in echten Lebensmitteln vorkommt. Wären sich die Mütter und Väter bewusst, was sie allein in Deutschland in 10 Millionen Haushalten ihren schutzbefohlenen Kindern auf das Frühstücksbrötchen schmieren, ich glaube sie würden sich an den Kopf fassen:
Die Regeln einer gesunden Ernährungsweise zusammenfassend sind also eigentlich ganz einfach: Esse vollwertig, pflanzenbasiert und abwechslungsreich.
3. Herz und Psyche
Dauerstress, Ängste, Depressionen und Einsamkeit sind in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und verursachen nicht nur großes Leid für die Betroffenen, sondern auch ein erhebliches Risiko für unsere Herzgesundheit. Anders als messbare Werte wie Blutdruck oder Cholesterin lässt sich emotionaler Stress nicht so leicht quantifizieren, doch seine Auswirkungen auf den Körper sind oft genauso gravierend. Chronischer Stress ist kein unvermeidbares Schicksal – wir können aktiv werden! Indem wir lernen, auf die Signale unseres Körpers zu hören, und Maßnahmen wie Meditation, Yoga oder eine tägliche Morgenroutine in unseren Alltag integrieren, können wir unser inneres Gleichgewicht stärken und unser Wohlbefinden steigern. Es ist wichtig, sich regelmäßig „Me-Time“ einzuplanen – Zeiten, die nur für uns und unser seelisches Wohl reserviert sind. Auch wenn mentale und emotionale Faktoren nicht so leicht messbar sind wie andere Gesundheitswerte, sind sie entscheidend für ein gesundes und erfülltes Leben.
4. Kenne deine Risikofaktoren
Last but not least: Kenne deine Risikofaktoren und Zielwerte, und sei dir bewusst, wo du aktuell stehst. Glücklicherweise kennen wir ja die allermeisten Risikofaktoren, also die Ursachen für unsere Arteriosklerose, die dann letztlich zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Co. führen.
Kenne und kontrolliere deine Werte für:
- Blutdruck: Obwohl Bluthochdruck als häufigster und wichtigster Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine enorme Bedeutung hat und als der weltweit größte Killer überhaupt gilt, wissen 20% der Betroffenen nichts von ihrer Erkrankung.
- LDL-Cholesterin: Aller Hysterie um die „Cholesterin-Lüge“ zum Trotz, Fakt ist: Ohne Cholesterin gibt es keine Arteriosklerose, das wusste schon der gute alte Rudolf Virchow, der seiner Zeit weit voraus war und schon zu Lebzeiten postulierte: „Die Arteriosklerose ist eine entzündliche Erkrankung der Arterienwand ausgelöst durch Cholesterin.“
- Dein Lipoprotein(a): Über diesen Wert haben wir oben bereits gesprochen.
- Deine Blutzucker- und HbA1c-Werte: Dauerhaft zu hohe Blutzuckerwerte sind nicht nur ein Symptom für Diabetes mellitus, sondern auch eine echte Gefahr für das Herz.
- Deine Nierenwerte (Kreatinin): Denn auch eine Nierenschwäche ist ein wichtiger Risikofaktor für die Arteriosklerose.
und bespreche diese und weitere regelmäßig mit deinem Vertrauensarzt.
Nimm auch deine regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen wahr.
Ein wichtiger Schritt ist es, deine Risikofaktoren zu kennen – das ist ein fantastischer Anfang! Doch was, wenn deine Werte erhöht sind? Welche Medikamente sind dann notwendig, und was kannst du durch deinen Lebensstil selbst verbessern? Nach der Diagnose Arteriosklerose haben viele Fragen zum „Medikamenten-Dschungel“: Was ist wirklich nötig, was nicht? Welche Alternativen gibt es, und was tun bei Nebenwirkungen? Genau deshalb widmen wir unser nächstes Herz-Coaching LIVE am 27.11.24 um 18 Uhr diesem Thema. Im Webinar „Medikamenten-Dschungel bei Arteriosklerose: Was du wissen musst“ wird dir Kardiologe Dr. Waller deine Fragen beantworten und dir endlich Klarheit verschaffen.
Also melde dich jetzt hier kostenfrei an: